Sport und Politik 24.11.2022
Sport ist Sport und Politik ist Politik; so hätte man das gern, die Zuschauer-Innen ebenso wie die Sportfunktionäre. Ausser wenn es um sportpolitische Maßnahmen geht oder um Zuschüsse, da kann Sport den Funktionären gar nicht politisch genug sein (Anm.: "Funktionäre" zu gendern käme mir albern vor, das sind zu 99,9 % Männer *, die ihre Privilegien mit Zähnen und Klauen verteidigen, wo immer sie es können). Aber wer wann wo und wie sehr politisch sein darf und wer nicht, das entscheiden die Funktionäre bzw. die Verbände, die durch sie korrumpi... äh vertreten werden, gefälligst selbst.
Frau Bosetti hat am 23.11.2022 in ihrer Reihe "Bosetti will reden" schon sehr deutlich dargestellt, dass Sport und Politik nicht trennbar sind. Das stellen die SportlerInnen selbst in der Regel auch gar nicht in Frage. Einige geben selbst wichtige Impulse für die Gesellschaft (der Kniefall des ehem. NFL-Profis Colin Kaepernick vor Spielbeginn als Unterstützung der "Black Live Matter"-Bewegung war einer dieser Impulse und hat sich in die Stadien der ganzen Welt verbreitet). Dass damit für SportlerInnen eine Verpflichtung einher geht, jederzeit politisch Stellung beziehen zu müssen, würde ich mal in Abrede stellen; man kann zu allem eine Meinung haben, aber man muss nicht zwingend. Wenn es jedoch dermaßen klare und eklatante Verstöße gibt gegen elementare Regeln, auf die sich die moderne Weltgemeinschaft verständigt hat, kann niemand sagen, dass er/sie es nicht gewusst oder dazu keine Meinung habe.
So, und dann beziehen die sonst gesellschaftspolitisch eher trägen Fußballprofis wirklich mal Stellung - zugegeben in relativ zahmer Art und Weise durch das Tragen einer "One Love"-Armbinde**, aber immerhin - und wider Erwarten werden sie nicht von eigenen Fußballverband gestoppt, sondern von der FIFA! Diese droht der deutschen Mannschaft mit Sperren und Punktabzug für das Tragen einer Armbinde, mit der ein Zeichen gesetzt werden soll gegen die Ausgrenzung von LGBTQ+-Menschen sowie gegen Rassismus und Antisemitismus. Das Ganze von einem Fußballweltverband, dessen Generalsekretärin eine farbige Frau ist und der sich bei jeder Gelegenheit so gern damit brüsten, was sie in vielen Ländern der Welt so Tolles bewirken und wie sehr der Sport den Menschen hilft.
Eine Frage drängt sich mir auf: was wäre die FIFA ohne die Länder, deren Kapitänen das Tragen der Binde verboten wurde, noch wert? Was wäre eine Weltmeisterschaft, die regelmäßig ohne Länder wie Deutschland, England, die Niederlande oder Dänemark stattfinden würde, noch wert? Ok, eine WM ohne Italien funktioniert auch; weiß man ja jetzt. Aber ich wette, andere Länder würden sich bald anschließen und ebenfalls aus der FIFA aussteigen.
Und dann? Was käme dann? Ganz klar: sie würden sich neu sortieren und ein gemeinsames Gremium bilden, das für Planung und Durchführung einer neuen Veranstaltung mit Namen "Super-WM" zuständig wäre. Sie würden die Einnahmen aus Merchandise und Übertragungsrechten untereinander aufteilen und hätten sogar noch mehr im Beutel als die Brotkrumen, die ihnen derzeit ein korrupter, krimineller Italoschweizer und eine gierig gewordene ehemalige UN-Botschafterin jetzt übrig lassen. Irgenwelche aberwitzigen Vorschriften müssten sie sich dann allerdings selbst machen, aber das bekommen sie bestimmt hin.
* Mit Ausnahme des Postens der Generalsekretärin der FIFA, der ist tatsächlich mit einer Frau besetzt. Noch dazu mit einer im Senegal geborenen POC , die vorher viel beachtete und hochgelobte UN-Diplomatin war. Kurz nach ihrer Ernennung zur FIFA-Generalsekretärin fiel sie übigens durch unverhält-nismäßig hohe Kostenerstattungen durch die FIFA für die Reinigung ihrer Privatwohnung auf. Sie zahlte die Zuwendungen zurück, als die Sache aufgeflogen war (hatte Uli Hoeneß seinerzeit auch gemacht und musste trotzdem in den Knast); weitere Konsequenzen hatte das Ganze für sie nicht.
** Die Armbinde wollten die Kapitäne mehrerer europäischen Mannschaften als Spielführerbinde tragen. Dieses wurde jedoch von der FIFA "als Verstoß gegen die Ausrüstungsvorschriften" gesehen und verboten.