Ralph Thum
Ralph Thum

Kritisches

 Corona und die Nebenwirkungen                                                        10.10.2022

Ich bin seit fünf Tagen Corona positiv und mir geht's so weit ok. Ich mag mir nicht vorstellen, wie es mir ohne die vorherige 4fach-Impfung ginge. Und da ich lesen und halbwegs nachdenken kann, war ich auch keineswegs davon überrascht, dass mir aufgrund der Verabreichung von RNA-Impfstoff kein dritter Fuß aus der Stirn gewachsen ist oder sich sonst welche Abstrusitäten an mir einstellten, die nicht auch vorher schon da waren. Weil ich nämlich vielfach lesen durfte, dass sich RNA und DNA nur unter ganz speziellen Bedingungen miteinander vermischen können, die durch die Reaktionen im Körper durch die Impfstoffverabreichung jedoch nicht erzeugt werden.

Und ja, es gibt einige Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass etwas nur deshalb, weil man nicht etwas Anderes über es weiß, deshalb noch lange nicht so sein muss, wie sie zu sein scheint. Diese Leute lassen sich auch davon nicht überzeugen, dass 99,9% aller Untersuchungs- und Forschungsergebnisse die aktuellen Betrachtungen bestätigen, weil sie unbedingt wollen, dass ihre Ansichten und Meinungen nicht mainstream sind und außerdem ist die Wissenschaft ja sowie gekauft von den Eliten und von der Pharmaindustrie und vom Klabautermann und von was weiß ich wer noch alles immer alles kauft.

Für mich war die Pandemie quasi irgendwie vorbei, obwohl sie nicht vorbei war. Also nicht vorbei, aber sie war nicht mehr so präsent wie in den letzten zwei Jahren. Man hat sich an Vieles gewöhnt. Man hat sich eingerichtet mit den kleinen Begleiterscheinungen, die von den anfänglich erheblichen Einschränkungen übriggeblieben sind. Der Ärger über teilweise unsinnige Schließung ganzer Branchen bei gleichzeitig nachlässig gefassten Verordnungen zum elementaren Gesundheitsschutz ist größtenteils verflogen; da hilft so ein zwischenzeitlicher Regierungswechsel natürlich kolossal. Pandemiegewinnler kamen wie erwartet glimpflich davon. PolitkerInnen, die ihren Job nicht konnten, haben ihn nicht deshalb nicht mehr, weil sie ihren Job nicht konnten, sondern weil jetzt andere PolitikerInnen auf ihren Stühlen sitzen, die ihren Job offenbar teilweise auch nicht können. Und dass die ehemaligen auf die aktuellen PolitikerInnen schimpfen und behaupten, dass diese ihren Job nicht können. ist ebenfalls ein vertrautes Bild. Kurzum: es herrscht wieder so etwas wie Normalität. Fast zumindest; für die meisten Menschen.

In den letzten Wochen sehe ich immer mehr Menschen, die bei jeder Durchsage, in der Bahn doch bitte eine Maske zu tragen, trotzig aus dem Fenster, an die Decke oder in die Leere schauen und ihre Ignoranz und ihren Egoismus feiern und stolz darauf sind, kein Schlafschaf zu sein. Sie stilisieren eine für sie minimalinvasive Schutzmaßnahme zum Eingriff in ihre persönliche Freiheit und ihre Menschenrechte hoch und reden sich ein, die wenigen zu sein, die das Ganze wirklich durchschauen. Sie bauen sich ihre Weltsicht aus Falschinformationen und Halbwahrheiten so stabil auf, dass man so gut wie keine Chance mehr hat, sie mit realen Argumenten oder mit echten Beweisen zu erreichen. Sie wollen nicht erreicht werden; sie wollen leiden. Sie denken lieber quer als nach. Sie verhöhnen damit die Menschen, die wirklich leiden, denen es wirklich schlecht geht. Menschen, die aufgrund von Coronamaßnahmen ihre Existenz verloren haben, die sich beruflich komplett neu orientieren mussten. Die von heute auf morgen keine Perspektiven mehr hatten.

Querdenkende wollen die Opferrolle, die sie sich erarbeitet haben, unbedingt weiter durchleben. Und sie tun es in Gemeinschaft mit anderen, mit denen man eigentlich niemals gemeinsame Sache machen würde. BachblütentherapeutInnen laufen mit Nazis, vegane HomöopathInnen marschieren mit PelzträgerInnen. Als Opfer sind sie sogar bereit, den Holocaust zu instrumentalisieren; sich also mit denen zu vergleichen, die sie sonst gern für alles Übel in der Welt verantwortlich machen. Sie müssen ihre Opferrolle mit allen Mitteln verteidigen. Täten sie es nicht, müssten sie sich mit dem eigenen Unvermögen auseinandersetzen, warum sie sind, wie sie sind und warum sie nicht (mehr) klarkommen in einer sich andauernd ändernden Welt. Weil es leichter ist, die Anderen - die da oben - verantwortlich zu machen als zu überlegen, was man selbst ändern könnte, um seine Situation zu verbessern. Auch wenn man die Sinnhaftigkeit der aktuellen Regeln zum Maskentragen nun wirklich nicht mehr nachvollziehen kann (im ÖPNV medizinische Maske, im Fernverkehr FFP2-Maske, im Flugzeug gar keine Maske), ist das Tragen einer Maske mindestens als Symbol zu verstehen; als Symbol dafür, dass einem seine Mitmenschen eben nicht völlig egal sind und dass man verstanden hat, dass man große Herausforderungen wie eine Pandemie nur gemeinsam bewältigen und durchstehen kann.

Warum ich das hier schreibe, obwohl es von viel schlaueren Menschen schon so oft geschrieben wurde? Weil es raus muss! Weil man immer - irgendwo versteckt in der hintersten Ecke des eigenen ziemlich unzulänglichen Denkapparates - die Hoffnung hegt, vielleicht doch irgendwen zu erreichen, die/der bereit wäre, seine krude Sicht auf die Dinge zu überdenken und zurückzukehren in die Gesellschaft aus Menschen, die sich umeinander kümmern und denen der Unterschied zwischen Menschenrechten und Schutzmasken nicht abhandengekommen ist.